Alle Jahre (eher Monate?) wieder: Crossgender Gaming
Das Thema ist ein ziemlicher Dauerbrenner in gewissen Gruppen in sozialen Netzwerken.
Anfangs habe ich mich da noch dran beteiligt aber es prallen immer wieder dieselben Argumente aufeinander und mit dem ständigen Wiederkehren des Themas, habe ich eigentlich die Schnauze davon voll.
Aber warum schreibe ich dann darüber überhaupt?
Naja, das liegt zum einem daran, das ich seit Jahren ausschließlich weibliche Charaktere spiele und mir diesmal vor allem ein gewisser Punkt, der mich sehr gestört hat.
Ausschlaggebend war, das ich auf einem Discord Server so ein bisschen über diese endlosen und nicht zielführenden Diskussionen ausgelassen habe und man mich drauf hinwies, das es in einer der besagten Gruppen wieder mal an der Tagesordnung ist und nein, die Gruppe werde ich nicht verlinken, weil ich die für wenig hilfreich halte und mich weg von den sozialen Netzwerken wegbewege.
Auftakt für diese Diskussion war ein Podcast mit dem Thema “Geschlechterrollen im Rollenspiel” von Genderswapped Podcast. Bevor ich hier angefangen habe zu schreiben, habe ich mir diesen Podcast mal angehört. Die Thematik über die ich hier schreibe, wird hier allenfalls gestreift, rund nach einer halben Stunde. Dieser Podcast interessiert mich jetzt persönlich weniger, was diesen aber sicherlich nicht uninteressant macht.
Was ist crossgender Spiel?
Das ist ganz einfach und simpel, es geht hier nur um Männlein spielt Weiblein und Weiblein spielt Männlein. Also das spielen des anderen Geschlechts und nicht mehr und nicht weniger. Damit seht Ihr eigentlich schon, warum der Podcast nur am Rande etwas damit zu tun hat.
Aber wie dem auch so ist, man hört nicht den Podcast, wird von einem Thema getriggert, hier das crossgender Spiel und haut in die Tasten, meist in bester empörter Manier.
Die Argumente dagegen
Die sind vielfältig und unzerstörbar.
Ich bin schon lange vor den sozialen Netzwerken, so Ende der neunziger Jahre damit in Berührung gekommen, als ein Spieler zu uns hinzustieß oder ich zu einer Truppe stieß, in der ein Spieler ausschließlich weibliche Charaktere spielte. Alles kein Ding, lief nicht anders, als sonst auch. Das aus dem Spieler dann irgendwann eine Spielerin wurde, war damals noch nicht klar, zumindest mir und tut auch nichts zur Sache hier.
Aber das erste was ich gegen diese “Unsitte” zu hören bekam, war das häufigste (Pseudo-)Argument überhaupt:
Männer können KEINE Frauen spielen!!! Was man neutraler mit es sei nicht möglich das andere Geschlecht glaubhaft darzustellen. Was auch zur Folge hat, das die Immersion gestört werden würde, wegen Stimme oder weil man sich beim Ansprechen des betroffenen Charakters vertun würde. Letzteres kann wirklich passieren aber ehrlich? Was solls, wenn man meine Mehsaa Ty in Star Wars versehentlich mit “er” ansprechen würde? So etwas kommt immer mal wieder vor und es macht so gar nichts aus. Eine Mitspielerin in einer Runde in einem viktorianischen Setting spielte einen Major ad diesen Charakter konnte ich vor meinen inneren Auge wunderbar visualisieren, obwohl vor mir eine Frau saß.
Dieses wurde dann auch schnell erweitert, die betroffene Dame, die sich darüber echauffierte, ließ sich darüber gerne aus, ohne den Spieler überhaupt zu kennen, es wurde regelrecht esoterisch: Von Männer begreifen die Seele der Frau nicht oder so ähnlich. Es ist sehr lange her und ich habe dieses Geschwafel schnell in die Ablage P meines Hirns geschoben und war damit dann wieder jahrelang von dem Thema unbehelligt.
Neben dem Thema, das Männer keine Frauen spielen können, umgekehrt scheint das viel seltener der Fall ein Problem zu sein, kommt natürlich:
Ich kann keine Frau (hier auch Mann) spielen. Daraus scheint sich auch allgemeingültig das oben stehende Argument ergeben, das es so auch niemand anderes kann.
Ich habe als SL damit schlechte Erfahrungen gemacht und deshalb ist das bei mir VERRBOOTEEEN! Dem ist sicherlich nichts entgegen zu setzen, wie auch immer die schlechten Erfahrungen aussagen, die sich (ganz) grob in aufteilen lassen:
- reines Klischeespiel
- sexistische Darstellung
- pubertäres Verhalten
usw. Es gibt sicherlich noch andere negativ Punkte.
Ja, schlechte Erfahrungen in Rollenspielen sind prägend, ganz gleich welches Thema aber ist das wirklich darauf bezogen auf welches Geschlecht, welches Geschlecht spielt?
Ich glaube eher weniger, wir hatten auch schon Frauen am Tisch, die ähnlich ihre weiblichen Charaktere dargestellt haben. Also die superschöne, starke Kriegeramazonenkönigin mit der ordentlichen Oberweite, die jede Nacht einen neuen Typen fürs Schlaflager braucht.
Aber auch hier gilt, nur weil da jemand voll auf die Kacke haut, heißt das noch lange nicht, daß das alle automatisch so machen. Vielleicht aber das ist nur eine Vermutung meinerseits ohne irgendwelche Anhaltspunkte zu haben, handelt es sich um Con SL, wo man sich halt auch mal aus dem Fenster lehnen oder eine Gruppen sprengen kann, ich weiß es nicht.
Dazu muss ich aber eine Kleinigkeit zu sagen
Als Teenager habe ich das auch gemacht, ist mir heute so peinlich, das ich mich darüber nicht weiter äußern werde! Nur das meine Mitspieler die Peinlichkeiten von dem pickeligen Selis stoisch ertragen haben, danke dafür und Entschuldigung für den Mist.
Aber eins ist mir klar, Rollenspiel ist auch ein Spiel in dem man sich ausprobieren kann, wenn man beim Hobby bleibt wächst es mit und ich sehe jeden Charakter, jede neue Runde auch als eine Art Experiment. Wenn ich heute auch anders experimentiere, man darf sich ruhig ausprobieren und mal daneben liegen, man sollte nur vielleicht schauen mit wem man sowas macht. Manchmal muss es da auch einfach heißen Schwamm drüber und manchmal muss daraus die Erkenntnis erwachsen, so geht das nicht.
Was die Argumente angeht, kann es aber auch in vollkommen abstruse und falsche Richtung abdriften, nämlich in sexuelle Präferenzen und knallharte Homophobie.
Das geht bei “das ist doch pervers!” los bis hin zu “scheiß Schwuchteln!” und weiter. Ich glaube darüber muss ich nichts sagen, solche Aussagen sind vollkommen indiskutabel und das Spielen des anderen Geschlechts hat nichts mit der Sexualität zu tun und hier sind wir auch bei einen Punkt, der kein Argument dagegen ist, an sich gar kein Argument aber der mich an der speziell oben genannten Diskussion etwas aufstieß, nämlich der Transsexualität.
An dieser Stelle möchte ich mich ausnahmsweise mal dazu äußern, bevor es weiter geht. Das Thema ist nichts, was ich hier im Blog, in meinem Forum oder meinen Discord Server diskutiert haben möchte.
Ich finde, es geht in erster Linie niemand etwas an, welches inneres und äußere Geschlecht jemand oder welche sexuelle Orientierung. Egal was es ist, damit muß man schlcihtweg klar kommen und kann seine Meinung schön für sich behalten.
Zurück zum Thema, ich spiele seit Jahren ausschließlich weibliche Charaktere, das nahm den Anfang als ich bei einem langjährigen Freund in eine bestehende Gruppe hinzukam und er mir eine Auswahl an vorgefertigten Charakteren zur Auswahl reicht und ich mich nach einigen Zögern für eine Frau entschied. Das war nach langer Zeit dann doch mal wieder eine Herausforderung. In diesem Umfeld gab es einige andere Damen und Herren, die für ihre Charaktere das andere Geschlecht bevorzugen. Ich weiß bei manchen von ihnen ihre sexuellen Präferenzen aber bei niemanden spielt dies, ebenso wenig bei mir eine Rolle für diese Entscheidung.
Und das ist das, was mich nun an der aktuellen Diskussion stört, es wurde mir zu sehr ins Auge gefasst, das es ein Ding für nicht binäre oder homosexuelle Menschen sei, nein es ist auch für Heteros kein Ding, im Rollenspiel ein anderes Geschlecht zu spielen.
Generell finde ich es bedauerlich, das diese Diskussion nicht nur dauernd neu auf den Tisch kommt und das sich bei einem ganz harmlosen Hobby aber ein prädestiniertes Hobby, so viele Hobbyisten sich damit so schwer tun oder gänzlich auf Ablehnung stößt.
Fazit
Ich persönlich bin in all den Jahren und den ganzen unterschiedlichen Gruppen so nie damit auf Ablehnung gestoßen und das war mit den unterschiedlichsten Leuten und den unterschiedlichsten Systemen. Ich denke daher, in dieser ganzen unsinnige Diskussion wird das viel heißer gekocht, als es gegessen wird. Ich frage da gar nicht erst vorher um Erlaubnis. Ich lege das fest, wie vieles Andere, würde ich mir das auch nicht verbieten lassen, sondern eher mir eine andere Gruppe suchen.
😀 Alle vier, fünf Jahre wieder diese Diskussion. Die lösen wir nie. Du und ich sind da unterschiedlicher Meinung, weil meine Erfahrungen damit als SL deutlich… unangenehmer waren, bis hin zum (versuchten, ich reagier da schnell) Austoben sexueller Gewaltphantasien gegenüber dem anderen Geschlecht. Ich leugne beileibe nicht ab, daß das absolute Ausnahmen waren, aber mir passierten sie halt zu häufig (und ich leite keine Runden mit Schwerpunkt Sexualität), als daß ich mich wohl damit fühlen würde.
Jeder Jeck ist anders, und manche Kinder sind gebrannt und scheuen das Feuer. Insgesamt aber ein wohl durchdachter Beitrag. Wenn es bei dir so verläuft, sei froh, hab Spaß dran. Ich kann mir als Spieler durchaus auch den Reiz der Herausforderung vorstellen.
Wäre ja schön, wenn das Thema so selten nur auftreten würde. Es gab Zeiten da stand es monatlich auf der Matte.
Aber mir geht es um etwas Anderes.
Sexualität im Rollenspiel hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, welches Geschlecht ein Spieler für den Charakter aussucht. Es geht dabei um etwas zu spielen, was man nicht ist.
Sexuelle Gewalt hat da noch viel wenige zu suchen. So ein ein Fehlverhalten und das ist ein eigenen Artikel wert, ist doch vollkommen unabhängig. Ich habe das in 30 Jahren extrem selten erlebt aber vollkommen unabhängig vom Geschlecht des Spielers und des Charakters. Das sind wenn es sich gegen Charaktere oder noch schlimmer gegen den Spieler gerichtet ist und gegen den Charakter bedeutet auch schnell gegen den Spieler, hat am Tisch nichts zu suchen.
Das ist aber auch einen eigenen Artikel wert, der sicherlich auch mal kommen wird. Diverse “Gamer oder whatever Gates” (nicht der Bill), werden da, wenn nur gestreift werden.
Sexualität im Spiel, nimmt bei uns auch, höchstens nur einen sehr geringen Teil ein und dazu muss die Gruppe auch stimmen und bleibt dann selbst auch nur angedeutet. Ich hab das mal als unbeteiligter Zuschauer, bzw. mein Charakter war unbeteiligt, in pornographischer Art erlebt und empfand das als sehr unangenehm aber das gehört nur insofern zum Thema, weil ich versucht habe, klar zu machen, das es eben nichts damit zu tun hat, genauso wie die reale sexuelle Orientierung oder das reale Geschlecht des Spielers.