der Auslöser für meinen Beitrag “die Rollenspiel Community” war folgender, ein paar Mitglieder eines Rollenspielforums fühlten sich von meiner Aussage über “mein Charakter ist halt so” provoziert.

Mein Beitrag ist so nicht mehr vorhanden, den habe ich noch bevor die Foren Einstellungen mir den Zugriff drauf blockieren entfernt.

Es ging ursprünglich nur darum, das der Threadersteller Probleme hat eine Gruppe zusammen zu bekommen und naja die Spieler auf der anderen Seite dies aber nicht überspringen wollen.
Irgendwer tanzt halt immer aus der Reihe, zum Beispiel geht nicht in die Kneipe, weil sie ihm nicht zusagt.

Ich finde das vollkommen legitim. Ich habe auch Charaktere, denen eine Kneipe oder eben diese nicht zusagt.
Dann muss man sich da anpassen, kann ja zweidrittel schon einmal dort zusammen bringen und den Rest auf dem vorgelagerten Marktplatz regeln.

Ich mache es meinem SL nicht unmöglich den Charakter reinzubringen aber ich will auch nicht “Ja da ist die Gruppe, juhuuu wir sind ab sofort zusammen” haben.
So etwas störte mich schon als Teenager. Warum soll man sich vollkommen unbekannten Leuten, ohne Grund anschließen?

Darum geht es mir in der Regel, der Grund oder die Motivation.

Der kleinste gemeinsame Nenner und von dem darf jeder SL ausgehen, wenn ich mitmache ist, das ich mitspielen will, also wird es klappen!
Aber vielleicht klappt es nicht reibungslos. Hatte ich auch schon, ich hatte auch schon einen Oneshot der dann auch nur aus der Zusammenführung bestand, die darin endete das beide Teilgruppen zum Schluß sich mit angelegten Schnellfeuergewehren bestand. Damit starb die Runde aber es war ein denkwürdiger Abend und hatte auf seine Art auch Spaß gemacht.

Vielmehr schrieb ich nicht aber ich erntete eben auf meinen Post hin, von zwei Personen Reaktionen die extrem ausfällig waren.

“Mein Charakter ist halt so”, ist natürlich negativ belegt. Es dient dazu die Runde zu zerlegen.

Ich weiß aber nicht wie ich das anders nennen soll, also:

Ich spiele keine “mein Charakter ist halt so” Charaktere.

Ich spiele aber Charaktere mit Ecken und Kanten aber gruppentaugliche Charaktere.
Nun aber bringen die eventuell Konflikte mit rein, das sollen sie auch. Zum Beispiel meine kleine Dathomir Hexe Liza. Sie ist neugierig wie die Hölle, frech und hat einen für einen Jedi unverantwortlichen Umgang mit der Macht, da sie das was die Jedi die dunkle Seite nennen, eben anders sieht. Bei gesellschaftlichen Anlässen würde sie sich daneben benehmen, weil sie eben aus der sprichwörtlichen Höhle herausgekrochen ist.

Meine Mystikerin Lord Selis, sieht die Galaxis durch die Macht auch sie scheut sich nicht vor der dunklen Seite (na gut, sie ist auch ein Darkside User). Sie ist gegenüber Liza deutlich erwachsener, sie hat eine riesen Verantwortung übernommen. Sie tut also Dinge, die getan werden müssen und könnten einen unflexiblen SL ins Schwimmen bringen.

Ich versuche stets Charaktere mit Persönlichkeit zu entwickeln, die sich mal mehr oder weniger von anderen Charakteren von mir unterscheiden.
Aber eben solche Charaktere gehen zum Beispiel auch EBEN NICHT in die Kneipe wo die Zusammenführung stattfinden soll, weil sie ihnen nicht zusagt.

ein paar Beispiele?

Wir hatten schon ein Abenteuer, in dem sich vier von fünf Spielern gefragt haben, was sie eigentlich hier sollen. Vor allem, nachdem eine uns unbekannte Gruppe, die unser verbündetes Ziel hat sein sollen, von uns verlangten die Waffen abzugeben und unsere Droiden auszuschalten. Vor allem letzteres war keine Option für meine in Droiden vernarrte Lucy, der Rest wollte in einer sehr gefährlichen Umgebung auch nicht ihre Waffen abgeben. Es gab ein Feuergefecht und wir flogen ab. Einen sehr ratlosen SL zurück lassend.

Was lief hier schief, das Abenteuer war eben nicht an die Charaktere angepasst. Wir hätten einfach mitlaufen sollen oder eben die Charaktere anpassen müssen. So klappt das aber nicht.
In einer Serie, ob TV oder Buch oder Comic würde so etwas passieren. Charaktere entwickeln sich weiter aber ihre Persönlichkeit wird nicht ausgetauscht.
Wenn man so ein Abenteuer leiten möchte, dann muss man dem Rechnung tragen und wenigstens für eine Motivation sorgen, warum ein Stadtmensch durch einen Sumpf stapft, von Mücken zerstochen und von Giftschlangen angegriffen wird. Ohne die Motivation geht der Charakter dort einfach nicht hin.

Als SL habe auch meine Erfahrungen hinter mir und bin auch schon an der Motivation des Charakters gescheitert und konnte das ach so dolle Abenteuer in die Tonne kloppen.

Ich bemängelte desweiten, wenn ein SL die Charaktergeschichte ignoriert. Der SL muss die nicht auswendig können aber doch eine Idee davon haben, wie der Charakter tickt.
Das kann eben zu unerwarteten Reaktionen führen, wenn man dies ignoriert.

Das hatte ich in Iron Kingdoms mehrfach erlebt. Ich spielte eine Hexe, die aus den Protektorat von Menoth kam.
Das ist ein von religiösen Führern geführtes Gebiet, wogegen die spanische Inquisition ein Kindergartenverein ist. (Jaja, ich will die reale Inquisition eigentlich nicht verharmlosen aber als Vergleich passt es gut). Menoth ist einer der Götter in dieser Welt, ein weiterer ist Morrow dessen Religion die Vorherrschende ist und noch jemand der Thamar heißt, ein Gott der Diebe, Schurken usw. Außer Thamar haben so alle ihre Probleme mit Hexerei aber sie wird in den moderneren Landen zumindest mehr oder weniger akzeptiert. Bei den Ahängern des Thamar sieht das auch wieder anders aus, wenn der größte Teil von denen eigentlich nichteinmal bösartig ist. Es ist kein Warhammer.

Nur dann trafen wir in den Katakomben einer Stadt auf einen Inquisitor von Morrow, ja ich weiß nicht mehr was der genau war, ein Inquisitor nicht genau aber er hatte nichts besseres zu tun, als Thamariten den Schädel zu spalten. Er stand also direkt vor meiner kleinen Hexe, seine von Blut und Gehirnmasse verdreckte Axt zu säubern.
So jemanden vertraut meine Sabina einfach nicht, sie hat solchen Typen gegenüber mehr einen riesen Ekel und Widerwillen. Für sie ist so jemand ihr Feind.

Mein SL hatte das nicht beachtet und war drücken wir es mal diplomatisch aus, enttäuscht, weil Sabina den nicht annahm und er den ihr nicht als Kontakt geben konnte.

Das meine ich damit. Wenn es nicht passt, passt es nicht. Das ist nicht schlimm aber es kann nicht passend gemacht werden.

Es ging natürlich noch weiter schief aber das hat andere Gründe und die waren auch rein ingame.

Ich als Spieler torpediere den Spielleiter grundsätzlich nicht aber ich möchte ein wenig Plausibilität haben.
Ich als Spieler mache auch Dinge mit, die mein Charakter vermutlich nicht unbedingt machen würde aber irgendwie muss da ein noch so an den Haaren herbeigezogener Grund existieren, wenn man den auch im Laufe des Spiels meinetwegen sich ausdenkt.

Das klappte auch bei der oben erwähnten Lucy nicht. Sie stellte sich nach dem Tot eines Mitglieds der Crew in einem verwandtschaftlichen Verhältnis auch einfach die Frage, was das soll, für eine Handvoll Credits, die kaum die Ausgaben decken durch die Galaxis zu fliegen und sich beschießen und bescheißen zu lassen, wenn sie aufgrund ihrer Fähigkeiten, auch legal oder relativ ungefährlich extrem reich werden kann.

Die Konsequenz ich ziehe sie ab. Sie wird nun Informationsmaklerin und könnte demnach der Runde auch noch hilfreich sein. Ich hatte eh keine Lust mehr, sie weiter zu spielen, nach keine Ahnung über fünf Jahren. Der Charakter hat sich aber auch halt in die falsche Richtung entwickelt und in der Runde kann ich das so nicht ausspielen. Also kommt jemand anderes rein, das ist Liza. Die ist, wie schon erwähnt einfach tierisch neugierig, hat bislang so gut wie nichts von der Galaxis gesehen und sie interessiert sich einen scheiß für Kredits. Nur, weil es sich so gezogen hat und ich so extrem viel Lust auf den Charakter habe, spiele ich sie halt auch in einer anderen Runde. Mit vollem Erfolg.

Fazit

Ich könnte auch provokant behaupten, wenn man nur mitlaufende, profillose Charaktere in seinen Runden haben will, soll man es sagen.
Ich habe auch genug Spielleiter erlebt, bei denen das so ist aber ja dann sagt das auch, vielleicht nicht so abfällig ausgedrückt aber behauptet nicht das Gegenteil.

Wenn ein Konzept Euch nicht passt, dann sagt das auch, wenn Ihr es zulasst, dann wird es auch gespielt werden.
Weder der adlige Schnösel, wird in eine Absteige von alleine reingehen, noch wird der Städter sich eben freiwillig in eine lebensfeindliche Wildnis begeben. Wenn das ein Teil des Abenteuers ist, dann wird das gespeilt aber einen initialen Grund muss schon da sein, den kann man auch gemeinsam erarbeiten. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.

Ich arbeite immer mit dem SL zusammen, wenn er mich lässt. Denn man schafft nur gemeinsam eine Geschichte. Dafür konsumiere ich halt auch einfach nicht nur.

kleiner Nachtrag, den ich beinahe vergessen habe

Mir ging es da sogar mehr um die Spieler, mit dem SL spreche ich mich in der Regel ab und in der Regel klappt das auch.

Ich bin vor Jahren, vielen vielen Jahren an den Punkt gekommen. Mein “Krieger”, ritt eines Tages irgendwo lang, rettete die anderen Charaktere aus einer Bredouille und wollte seines Weges gehen. Eben NICHT “AH, hier ist meine neue Gruppe! Guten Tag, ich bin der fahrende Ritter Balduin, wir sind nun Freunde!”
Vielleicht ein wenig überspitzt formuliert aber ne, da hab ich keine Lust zu. Die Motivation war dann ein dämlicher Charm Person Zauber. Nun ja, wenn die Runde weiter gegangen wäre, irgendwann hätte er sich davon befreien können….

In Star Wars kamen mal zwei Typen zu meiner Lucy, sie war gerade auf DER Droidenmesse auf Corellia und hatte gerade einen Auftrag über 800000 Kredits, für Schmuckdroiden bei einem imperialen Funktionär angenommen. Die beiden suchten für die Rebellen Zelle einen Droidentechniker und fragten ausgerechnet Lucy, die noch nie ein Problem mit dem Imperium hatte, die Republik nur vom Hörensagen kannte und die Klon Kriege nicht miterlebte aber hochrangige imperiale Kunden, eine Bürger ID des Imperiums hatte und bei Moffs und Gouverneuren ein und ausging. Genauso wie bei den Hutts oder anderen reichen Leuten.

Im Endeffekt richtig gespielt, mein SL und ich haben sie einfach mal machen lassen, hätte ich sie sofort bei der imperialen Sicherheit angezeigt und damit unserer Rebellenzelle richtig einheizen können. Mein SL hätte das sicherlich gut eingebaut. Naja es lief noch einiges anderes schief, was sie dann als Entführung und Terrorismus hätte anzeigen können. Wir haben den Abend gecancelt. Aber einen schlecht bezahlten Job bei der Rebellion und somit auch extrem gefährlich, den jeder halbwegs talentierte Anfänger hinbekommen kann, anzunehmen, wenn man mit den reichen Säcken Millionen verdienen kann? Nein, das ist nicht plausibel.

Es ist natürlich ein Extrem aber es muss nicht immer glatt und einfach sein. Die Spieler konnten das alles nicht wissen aber sie haben sich an ihre eigene Situation nicht gehalten und erwartet, das der Rest der da so kreucht und fleucht ebenso denkt.

Im Endeffekt sitzt sie dennoch bei der Rebellion und baut Kampfdroiden, vor denen sich die Galaxis fürchten kann. Das war auch das Ziel.