was ist Rollenspiel?
OH NEIN! NICHT NOCH SO EIN VERMALEDEITER ERKLÄRUNGSVERSUCH! Der nur in Gefasel endet.
Nein darum geht es mir nicht aber was ist Rollenspiel?
Auf dieses Thema bin ich gerade gekommen, als ich mir das Video auf YT anschaute, warum FATE kein Rollenspiel ist.
Ich kann dem Video Autor nur zustimmen, bei seiner Erklärung, was ein Rollenspiel ist. Bei FATE, das ich nur zweimal spielte schon nicht mehr.
Ob etwas Rollenspiel ist oder nicht hängt nicht davon ab, ob ein Regelwerk dem simulatorischen Ansatz folgt, eher narrativ oder cinematisch ist oder ob man es Erzählspiel nennt.
Wobei das eine oder andere Setting es mehr oder weniger unterstützt, warum der Autor sich ausgerechnet an FATE reibt, will sich mir, obwohl er es erklärt, nicht ganz erschließen.
Ich spielte, aktuell pausiere ich, die letzten Jahre die MMORPGs Warhammer online und SWTOR.
Hier halte ich zum Beispiel den Zusatz RP für unpassend, nicht falsch sondern für unpassend. Ja, es gibt Rollenspiel Server, es gibt Rollenspiel Gilden, die meist nicht viel mehr, meiner Erfahrung nach machen als strengere Namensregeln einzuführen und xXpuberäterscheißnamehiereinfügenXx (ich weiß bis heute nicht, was der Zusatz xx in den Namen bedeutet) eben nicht zulassen. Vor allem bei SWTOR fand ich das was die dort als Rollenspiel bezeichneten ziemlich uninteressant aber lassen wir das, es dreht sich hier nicht wirklich um Computerspiele.
Nur soviel, man erklärte mir, Rollenspiele seien Spiele, in dem der Charakter Stats und Level hat und man die verbessert.
Holy shit, nein definitiv macht das eben kein Rollenspiel aus. Stats und Equip und Level kann man in vielen Spielen haben, das bedeutet noch lange nicht, das es ein Rollenspiel ist.
Die Erklärung in dem Video, also den ersten Teil finde ich in der Tat sehr gut und man könnte es auch so sehen:
Wie betrachtest Du Deinen Charakter?
- als Spielfigur?
- als Protagonist?
Ich denke, das ist der entscheidende Unterschied.
Wenn ich mir einen Charakter erstelle, schlüpfe ich in den hinein und sehe die Welt im Spiel aus der Sicht des Charakters oder betrachte ich den Charakter als den Lenker des Charakters an, der rein auf der Meta Ebene sich befindet und somit immer eine gewisse Distanz bewahrt.
Was ist denn die Meta Ebene?
Das ist für mich gar nicht so leicht zu erklären, eigentlich alles, was der Charakter nicht sieht, fühlt und hört. Zum Beispiel der Charakterbogen.
Wichtiger ist aber der Unterschied, wenn zwei unterschiedliche Spieltypen aufeinander treffen.
“Ich gehe in die Taverne und schaue ob er dort drin sein Bier trinkt, wie so üblich.”
“Mein Charakter will noch ein Bier!”
“Hey, Marvin Du oller Ork Barbar! Stell Dein Bier weg und lass uns den Untoten verseuchten Friedhof ausräuchern!”“Mein Charakter stellt sein Bier weg und steht widerwillig auf”
Der Spieler von Marvin befindet sich auf der Meta Ebene, man könnte es vielleicht mit dem Unterschied zwischen einen Third und einem First Person Shooter vergleichen.
Er hält eine weitaus größere Distanz zu dem Charakter und dem Geschehen ein, als der Spieler, welcher aus der Sicht des Charakters selbst beschreibt und die direkte Rede nutzt. Der Charakter ist halt eine Spielfigur im Spiel und kein Protagonist.
Ehrlich gesagt, beides hat seine Berechtigung und ich geh ganz gern auf die Meta Ebene, wenn mir nicht die richtigen Worte einfallen mögen. Das kann sehr hilfreich sein.
Ich möchte auch nicht behaupten, das der eine oder andere Stil besser ist und es muss dem Spieler ja auch liegen, von der Meta Ebene sich zu verabschieden und direkter zu spielen. Das kann man eh nicht erzwingen. Vielleicht einfach mal aus “mein Charakter” ein “Ich” machen, dann kommt das mit der Zeit.
Funfact am Rande: Früher, als Lord Selis noch klein und unschuldig war, mochte er die direkte Rede so gar nicht. Er fand das immer albern, wenn er das erlebte. Was aber auch daran gelegen sein mag, wie er es erlebte damals, Adlige die vor einem Bauern auf den Boden kriechend, weil er nach dem Weg fragen wollte, zum Beispiel und “He, Du! Bauer!” mit einem “typisch Krieger” abtaten.
Wenn beide Spieltypen auf einander treffen, kann es zu Problemen führen, muss aber nicht.
Kurz nochmal zusammengefasst:
Für mich ist es ein Rollenspiel, wenn man sich in den Charakter hineinversetzt und aus seiner Sicht spielt.
Um das besser zu erreichen halte ich eine Hintergrundgeschichte, Charaktergeschichte, Vorgeschichte oder wie man es immer nennen will für sehr hilfreich.
Das kann von ein paar Gedanken, die eine viertel Seite ausmachen (nur so aus der Luft gegriffen), bis hin zu einer mehrseitigen Geschichte alles sein.
Bei 7te See gibt es die 20 Fragen dazu, manch andere Rollenspiele bieten einem auch so eine Hilfestellung oder bei HeXXen 1733 hat Genevieve Jaspaert den Heldenhintergrund die Würfeltabelle geschaffen.
Ich überlege mir, was ich spielen möchte, dabei versuche ich meist etwas Neues zu versuchen und schaue dann wie das System mir das gestattet und bevor ich den Charakter überhaupt baue vertiefe ich meine Idee und mache mir ein paar Gedanken zu dem Charakter, vor allem auf der Ebene der Persönlichkeit, das was sich nicht in Werte pressen lässt. Danach erstelle ich den Charakter und dann weiß ich wie ich sie ins Spiel bringe und wie sie auf diverse Situationen reagieren würde. Damit wird bei mir ein Charakter plausibel und seine Handlungen sind plausibel nachvollziehbar.
Wenn ich das von außen betrachten würde, würden das Handeln mehr von der Sinnhaftigkeit abhängen und somit vielleicht logischer von Außen betrachtet aber aus Charaktersicht nicht mehr plausibel.
Manche Menschen werfen diesen Ansatz ja vor, das der Charakter fertig ins Spiel geworfen wird und nicht mehr veränderbar ist, das ist aber falsch. Ich zumindest spiele es wie bei einer Serie, der Charakter ist mitnichten fertig, er bekommt im Laufe des Spiels noch Tiefe, manche Aspekte lassen sich nicht umsetzen und müssen angepasst werden und ein Charakter verändert sich im Laufe des Spiels auch und entfernt sich damit von dem ursprünglichen Konzept.
Soviel zu meiner Sicht der Dinge, andere Spieler und Spielleiter mögen das ganz anders sehen. Was mir wichtig ist, ich will niemanden vorschreiben wie man zu spielen hat, es sollte nur ein wenig zusammen passen, damit jeder Spaß am Tisch hat.
In dem Sinne, lasst die Würfel rollen und Eure Fantasie rotieren.
Die Sichtweise des Charakters (und damit den Zugang zum Vorstellungsraum) halte ich auch für ein entscheidendes Merkmal der Unterscheidung von Spielertypen. Habe vor einiger Zeit mal einen Artikel dazu geschrieben: https://rpgnosis.wordpress.com/2015/02/18/der-vorstellungsraum-3-1-was-mache-ich-darin-mit-wem-und-wieso/
Daran könnte man schon eine Grundsatzdiskussion aufmachen, ob z.B. ein DCC-Funnel gleichermaßen ein Rollenspiel ist wie eine langjährige epische Kampagne…
Moinmoin Andreas,
danke für Deinen Kommentar und den Link.
Ich selbst bin aber nicht so diskutierfreudig, unterschiedliche Meinungen zu erhalten, darauf lege ich wiederum viel wert.
Aber was ist ein “DCC-Funnel”?Jetzt weiß ich, was das sein soll. Schlauchdungeons und Dungeoncrawls sind für mich als Spieler vollkommen uninteressant und kein Spiel das für mich irgendeinen Mehrwert bietet im Rollenspiel. Da nehme ich dann lieber gleich ein Brettspiel wie das alte HeroQuest oder besser Iron Kingdoms die Unterstadt her.
Für mich spielt die Länge und “epicness” einer Spielrunde bei der Definition eher keine Rolle. Wichtig ist, wie man mit den Charakteren umgeht. Ein OneShot kann mehr Rollenspiel enthalten als eine 12 Jahre laufende Kampagne auf Meta Ebene, was für mich nicht bedeutet das sie keinerlei Berechtigung hätte.